Unter dem Titel Zerstörte Zukunft zeigt Eine Welt e.V. Leipzig ab dem 19. Oktober 2025 in der Taborkirche Kleinzschocher eine eindrucksvolle Fotoausstellung über die Folgen des Braunkohletagebaus in der Region.

Ein Blick zurück: Ursprung 1989

Die Ausstellung hat eine besondere Geschichte: Ursprünglich wurde sie 1989 von der Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) für den „Statt-Kirchentag“ erstellt – in einer Zeit, in der Umweltzerstörung und die Folgen des Kohleabbaus zu den drängendsten Themen der DDR-Opposition gehörten. Damals dokumentierten junge Fotograf:innen und Aktivist:innen, was vielen Dorfgemeinschaften widerfuhr: ihre Heimat wurde für den Abbau von Braunkohle abgetragen. Einer der beteiligten Fotografen, Thomas Thiel, erklärte später: „Wir wollten festhalten, was sonst verschwunden wäre. Nicht nur Häuser, Straßen und Felder, sondern Erinnerungen, Geschichten, ganze Lebenswelten.“

Orte, die es nicht mehr gibt

Die Fotos zeigen eindringlich die Schicksale der Dörfer Eythra, Breunsdorf, Bösdorf und Cospuden. Letzteres ist heute nur noch als Badesee bekannt – einst war es ein Dorf mit gewachsener Gemeinschaft, das dem Tagebau weichen musste. Um dies zu veranschaulichen, wurden alle fast 50 verschwundenen Orte im Leipziger Südraum in die Aufnahmen einbezogen. Aufnahmen von Abrissbaggern, verwaisten Kirchen und zurückgelassenen Friedhöfen verdeutlichen, dass es nicht nur um Landschaftsverlust, sondern auch um den Verlust von Identität ging. Viele der in der Ausstellung präsentierten Orte, darunter Cospuden, Bösdorf und Eythra, sind heute unter den Gewässern des Leipziger Neuseenlandes verborgen. Somit sind sie ein integraler Bestandteil dieser neuen Seenlandschaft, existieren jedoch nicht mehr.

Erinnerungskultur und Protest

Die Ausstellung macht auch sichtbar, dass es bereits in den 1980er-Jahren Widerstand gab: Initiativen wie „Stoppt Cospuden“ oder kirchliche Umweltgruppen warnten vor den sozialen und ökologischen Folgen. In den Fotografien verbinden sich deshalb Verlust, Protest und die Suche nach Alternativen. Thomas Thiel fasste es so zusammen: „Erinnerung ist notwendig, damit man versteht, was passiert ist – und warum man anders handeln muss.“

Für die Neuauflage hat Eine Welt e.V. Leipzig die historische Dokumentation überarbeitet und aktualisiert. Sie versteht sich als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart: als Erinnerung an zerstörte Lebensräume, aber auch als Appell, die aktuellen Diskussionen um Klimaschutz, Energiegewinnung und Nachhaltigkeit ernst zu nehmen.

Ort & Öffnungszeiten

Taborkirche Kleinzschocher
Windorfer Straße 49, Leipzig
Die Ausstellung ist bis 31. Januar 2026 zu sehen.

Veranstalter & Förderung
Eine Welt e.V. Leipzig & AGU Arbeitsgruppe Umweltschutz, mit Unterstützung von Ev.-Luth. Taborkirchgemeinde Kleinzschocher und der Stiftung Friedliche Revolution. Gefördert durch den Freistaat Sachsen und das Programm „Revolution Demokratie“.